Zum Hauptinhalt springen

Sozialisierung – JETZT oder NIENIE WIEDER?

ZWEI SOZIALISATIONSPHASEN

Wir planen, einen Hund in unser Leben zu holen und relativ rasch hören wir von der wichtigen „Sozialisierung“, wobei die erste Phase schon in der Aufzucht (Züchter, Tierheim, …) stattfindet. Wir lesen, dass der entscheidende Part der Sozialisationsphase wirklich sehr früh liegt, cirka dritte bis fünfte Woche. Was die Hunde in dieser Zeit nicht erleben, ist später fast nicht wieder nachzuholen, noch mal ein Grund, sich den Züchter sorgfältig auszusuchen. Schon vor der Geburt werden die Grundlagen für einen ausgeglichenen Familienhund gelegt, zum Beispiel mit der Auswahl gesunder Elterntiere mit einem ausgeglichenen Charakter über Generationen hinweg und einer guten Haltung während der Trächtigkeit. (Das Kosmos Welpenbuch, Viviane Theby, 2016)

EIN ZEITFENSTER

Wir wollen uns gemeinsam mit unserem geliebten Familienbegleithund zum Therapiebegleithundteam entwickeln und ja, spätestens dann wird klar, was wir alles gemeinsam zu lernen haben. Dh ab der achten Woche kann der Hund bei uns einziehen und dann machen wir einen Plan: Am besten in kleinen Schritten, ja nicht überfordern, Pausen sind wichtig, um das Erlebte zu verarbeiten. Und wir merken: Es stresst halt schon ein bisschen dieses Zeitfenster, wobei von einigen Monaten bis zu einem halben Jahr geschrieben wird:

Die ersten zwölf bis sechzehn Wochen sind für das ganze weitere Hundeleben prägend! In diesen ersten Lebenswochen sind Welpen aufnahmefähig wie ein Schwamm – sie saugen Infos auf und behalten diese ein ganzes Leben lang. Alles, was sie in dieser Zeit positiv kennenlernen, gehört einfach dazu. ATC-Welpenguide

Die Sozialisationsphase eines Welpen kann grob in zwei Abschnitte unterteilt werden. Die erste Phase der Sozialisation findet in einem Alter zwischen 3 und 12 Wochen statt. Die zweite Phase der Sozialisierung beginnt etwa in der 12. Woche und reicht bis in den 6. Lebensmonat. Medpets.at

GEWÖHNUNG VERSUS SOZIALISATION

Viel zu oft liest man in Hundebüchern, dass der Welpe in dieser kurzen Zeit, nämlich zwischen der 8. und 16. Lebenswoche, die Welt von A-Z entdecken muss, da er sonst kein gutes Sozialverhalten entwickelt. Ganze Checklisten sind zu finden, damit auch nichts vergessen wird. Diese Annahme ist jedoch falsch!  Bei der „Sozialisierung“ geht es ausschließlich um die soziale Interaktion mit Lebewesen. Wenn Sie Ihrem Welpen die Welt zeigen, wie zum Beispiel verschiedene Gegenstände, Untergründe und Verkehrsmittel spricht man nicht von “Sozialisierung”, sondern von “Gewöhnung”, da es sich dabei um keine soziale Interaktion handelt. Easy-dogs.net 

LERNEN IST LEBENSLANG

Natürlich fügen Sie Ihrem Welpen keinen Schaden zu, wenn er schon jetzt Signale wie „sitz“ oder „platz“ spielerisch lernt, aber verlieren Sie bitte nicht aus dem Auge, dass hierfür noch ein Hundeleben lang Zeit ist. Trainieren-statt-dominieren.de 

Ich habe selbst gerade Welpen und Junghunde zum xten Mal in meiner Familie und bilde mich laufend weiter, vlt auch um den (Zeit)Druck rauszunehmen. Ich mache die Puppyweek bei Chirac Patel: Dieser internationale Trainer bringt mich auf die Definition der Sozialisation von Wikipedia; diese ist bezogen auf den Menschen, wobei wir diese mit einigen Anpassungen durchaus auf den Hund übertragen können (sind wir doch alles Säugetiere); va das Wort „LEBENSLANG“ möchte ich besonders hervorheben:

„Sozialisation bezeichnet die Gesamtheit all jener durch die Gesellschaft vermittelten LERNPROZESSE (ua das Benehmen), in denen das Individuum in einer bestimmten Gesellschaft …  sozial handlungsfähig wird – also am sozialen Leben teilhaben … kann. Sozialisation ist somit ein LEBENSLANGER Prozess.“  

NOCHMAL VON VORNE

Wir holen einen Hund zu uns ins Leben und ja wir machen uns einen Plan, denn belohnungsbasiertes Training braucht einen Plan; viel zu schnell rutschen wir sonst ins Reagieren und schwups sind wir auch schon strafbasiert unterwegs. Wir wollen aus dem Kleinen einen souveränen Therapiebegleithund machen, der sich auf seine stabile Bezugsperson verlassen kann. Diese zeigt ihm die Welt aus ihren Augen zu ihrer gemeinsamen Zeit; da ist in der Welpenzeit schon mal ein Ausflug in ein Einkaufszentrum dabei mit vielen unterschiedlichen Geräuschen und Menschen, glatten Böden und so einiges mehr. Das funktioniert super, done!

Der Welpe wächst zum Junghund heran und die Bezugsperson verzweifelt: Wo ist all das Gelernte nur hin? Keine Bange liest sie in den Fachartikeln, das Gehirn ist im Umbau, back to the roots, alles ganz normal. Nun ist er da der Junghund, der im Haus ein zärtlicher Kuschelpartner ist und sich draußen zu einem kleinen Monster entwickeln kann. Aber: Jetzt ist der Druck weg, denn LERNEN IST LEBENSLANG. Dank Susan Friedman lerne und lehre ich die ABCs und weiß, dass wir viel in der Umgebung managen können (A), damit der Jungspund gutes Verhalten zeigen kann (B), welches wir fürstlich belohnen (C), damit es stärker wird und sich richtig festigt. UND: Alle freuen sich schon jetzt auf die Zeit des Erwachens, ups des Erwachsenwerdens, wenn der ehemals Kleine in die Therapiehundeausbildung einsteigt; schön, wenn er sich auch in stürmischen Zeiten so richtig super entwickeln darf, in seinem Tempo mit der Geduld und der Hilfe seiner Bezugspersonen, die Halt und Sicherheit geben, sowie klar, konsequent und souverän auftreten.

So wie wir Menschen nicht aufhören zu lernen, wenn wir unsere Kindheit hinter uns gelassen haben, so hören auch Hunde nicht auf zu lernen, wenn die Welpenzeit vorbei ist! Denn die Umwelt hält ständig neue Lektionen für uns und unsere Vierbeiner bereit. UND JA, DIE ERSTE ZEIT IST WICHTIG, ABER SIE IST NICHT ALLES. Ua noch weitere Infos zum Hören und Sehen.

Sozialisierung - Hunde zu Optimisten machen, Dr. Stefanie Riemer mit Kynologisch: Soziopositiv Podcast
Wie zeigt man einem Welpen die Welt? Was tun, wenn alle den süßen Fluff streicheln wollen? Und warum sollte man eigentlich in eine Welpenstunde gehen? Diese Folge dreht sich um die Sozialisierung unserer Hunde und wie wir sie dabei unterstützen können. Mit geballtem Wissen aus der Forschung und viel Praxiserfahrung aus der Verhaltensberatung.

Dr. Stefanie Riemer spricht über ihr Konzept der Happy Visits - sie sind hilfreich, um einen stressreduzierten Tierarztbesuch zu ermöglichen.